Wohngemeinschaft im Glockenstuhl

Ein neues Zuhause für Vögel und Fledermäuse

Gemeinsam für mehr Artenschutz: Bei der Aktion "Lebensraum Kirchturm" arbeiten NABU-Gruppen und Kirchen zusammen
Gemeinsam für mehr Artenschutz: Bei der Aktion "Lebensraum Kirchturm" arbeiten NABU-Gruppen und Kirchen zusammen Foto: NABU/T. Domuth

Viele Vogelarten siedeln sich gerne in der Nähe des Menschen an. Turmfalken, Dohlen, Fledermäuse oder Schleiereulen nutzen Kirchtürme und andere Gebäude in Städten und Dörfern als Ersatz für natürliche Bruthöhlen in Felsen oder Bäumen. Viele der Arten leiden jedoch darunter, dass Brutmöglichkeiten in den Siedlungen zunehmend verloren gehen. Bei Kirchturmsanierungen werden zum Beispiel Einfluglöcher oder Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Tauben angebracht. Auch kleine Arten wie Spatz oder Hausrotschwanz stehen dann vor verschlossener Tür. 
Der NABU setzt sich mit der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. Kirchen, die sich besonders für den Artenschutz einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können.

Plakette "Lebensraum Kirchturm" an einer Kirchenmauer
Die Plakette verziert jede Kirche Foto: NABU/H. May

Auch unsere NABU-Gruppe beteiligt sich an der Aktion: zunächst nehmen wir Kontakt mit dem zuständigen Pfarramt oder dem Gemeinderat auf. Meist vereinbaren wir eine gemeinsame Begehung und entscheiden dann, ob aus Naturschutzsicht Handlungsbedarf besteht, um Turmfalke, Schleiereule und Fledermaus auf Dauer „Kirchenasyl“ zu gewähren: Gibt es genug Einflugmöglichkeiten für die Tiere? Nisten bereits Fledermäuse, Schleiereulen oder Turmfalken? Wie könnten die Quartierbedingungen für Turmfalke und Co. verbessert werden? Dann bringen wir Nisthilfen in und an Kirchtürmen an und schaffen damit wichtige Brutmöglichkeiten und sorgen gleichzeitig dafür, dass der Innenraum des Kirchturms sauber bleibt. Die engagierte Kirchengemeinden zeichnen wir dann für ihren Einsatz mit der Plakette und Urkunde Lebensraum Kirchturm aus.

Eine Übersicht über alle Kirchen, die seit Beginn der Aktion 2007 mit der NABU-Plakette „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeichnet wurden und so vielen seltenen Tiere wie Fledermäusen und Schleiereulen einen Lebensraum bieten finden Sie hier.

Ehrung der katholischen Kirchen Geisleden, Flinsberg und Heuthen

Der NABU Obereichsfeld verlieh während der Sonntagsmesse am 27. Dezember 2015 in Geisleden dreimal die Plakette Lebensraum Kirchturm.

 

Mit dem Überreichen der Plaketten und Urkunden sagte der NABU Obereichsfeld Danke. Danke an die Kirchgemeinde „St. Cosmas u. Damian” in Geisleden, Danke an die Kirchgemeinde „St. Nikolaus” in Heuthen und Danke an die Kirchgemeinde „St. Martin“ Flinsberg. Danke auch an den Herrn Pfarrer Haase. Danke für seinen Einsatz für den Artenschutz und Danke für den Erhalt des Lebensraum Kirchturms.

 

In der Kirche „St. Cosmas u. Damian” installierten Leo Hunold (NABU Obereichsfeld) und Wilhelm Roth (Fachgruppe Ornithologie) im Glockenturm acht Nistkästen für den Turmfalken, die Dohle oder die Schleiereule sowie im Kirchenschiff acht Nistkästen für den Mauernsegler. In der Kirche „St. Nikolaus“ in Heuthen wurde in einer Fensternische eine Nistmöglichkeit für den Turmfalken geschaffen.

Die Kirchgemeinde „St. Martin” in Flinsberg ist bereits seit Jahren für den Artenschutz aktiv. In einem Nistkasten im Kirchturm brütet seit Jahren der Turmfalke. An der Ostseite der Kirche wohnen Fledermäuse in den angebrachten Kästen.

Ehrung der evangelischen Gemeinde „Sankt Georg“ Wallrode

Der NABU Obereichsfeld verlieh am 02. November 2015 der evangelischen Gemeinde „Sankt Georg“ in Wallrode die Auszeichnung Lebensraum Kirchturm. Ausgezeichnet wurde die Gemeinde für ihren besonderen Einsatz für den Natur- und Artenschutz.

 

Gemeinsam mit dem Wallröder Gemeindekirchenratvorsitzenden Wilfried Fromm wurde hier der NABU aktiv. Durch Leo Hunold und Dieter Rädel wurden insgesamt drei Nistkästen installiert. So kann der Wallröder Kirchturm als Lebensraum für Schleiereule, Turmfalke und Dohle dienen. Auch die Lebensbedingungen für Fledermäuse wurden mit einer Beratung durch den NABU-Fledermausexperten Reinhard Koch verbessert. Vereinzelt halten sich Fledermäuse in der Kirche auf. Der alte Taufraum mit seiner Öffnung nach außen bietet ihnen ein frostsicheres Winterquartier.

 

Verliehen wurde die Plakette im Kreise des Gemeindekirchenrates durch NABU-Vorstandsmitglied Thomas Keppler. Er dankte der Gemeinde für ihr Engagement und verlieh ihr die Auszeichnung Lebensraum